Ein 24 Jahre alter Mann muss ins Gefängnis, weil er den kleinen Jungen seiner Lebensgefährtin immer wieder mit Zange und Stock misshandelt hat. Das Landgericht Bielefeld verurteilte den Mann gestern zu zwei Jahren und acht Monaten Haft. Unmittelbar vor dem Urteil legte der Angeklagte ein Geständnis ab. Er sei mit der Erziehung "total überfordert" gewesen. Der Junge sei ein lieber Kerl, er könne einen aber auch "zur Weißglut" bringen.
Der heute siebenjährige Junge aus Minden hatte die Taten in seiner Vernehmung ausführlich geschildert. Der 24-Jährige hatte sie an den bisherigen drei Verhandlungstagen allerdings zurückgewiesen oder verharmlost. "Es war ein ungewöhnliches Verfahren", sagte Richter Reinhard Kollmeyer. Tatsächlich war das Gericht überrascht, als die 24-jährige Mutter und später auch ihr Sohn die Vorwürfe in der Verhandlung erst abschwächten, dann ganz zurücknahmen.
Zunächst hatte alles nach einer klaren Sache ausgesehen: Ein Angeklagter, der erst im Oktober zu einer Geldstrafe verurteilt worden war, weil er die 24-Jährige mehrmals geschlagen hatte. Und ein aufgeweckter Junge, der in seiner Vernehmung überzeugend und detailliert die Misshandlungen schilderte. Doch dann die Kehrtwende. Plötzlich war nur noch eins sicher: Junge und Mutter wurden manipuliert. Einerseits wurde der Junge misshandelt, sagte Richter Kollmeyer. Darüber hinaus wurde er aber in einen "Loyalitätskonflikt" gebracht, "und ich weiß nicht, was schlimmer ist". Jetzt wird gegen die Mutter wegen uneidlicher Falschaussage ermittelt.