Gewalt in Partnerschaften
Die Daten zur Gewalt innerhalb intimer Partnerschaften sind unterschiedlich. Die Widersprüche entstehen einerseits aufgrund von Unterschieden in den für die Untersuchung verwendeten Definitionen, Unterschieden in den untersuchten Grundgesamtheiten, der Stichprobenerfassung, aber auch der verwendeten Methode (quantitativ/qualitativ) sowie der Fragestellung. Siehe dazu auch den Abschnitt Problematik der Datenerfassung.
Untersuchungen mit Tätern aus der Grundgesamtheit der kriminalistisch erfassten Fälle haben ergeben, dass ihr gewalttätiges Verhalten vor allem durch den Drang zur Kontrolle bzw. Beherrschen des Opfers motiviert ist.
Häusliche Gewalt zwischen Partnern kommt nicht nur bei heterosexuellen, verheirateten oder sich in der Trennungsphase befindlichen Paaren vor, sondern auch bei gleichgeschlechtlichen Paaren und in eheähnlichen Lebensgemeinschaften. Die Gewalt wird auch hier durch den dominanten Partner zum Zweck der Machtausübung über den in der Partnerschaft schwächeren Partner ausgeübt. Allen von häuslicher Gewalt betroffenen Paaren ist eine grundlegende Asymmetrie in der Machtverteilung (dominanter/dominierter Partner) bereits vor der Eskalation gemeinsam.
In fast allen Fällen (ca. 80-90 %) von körperlicher Gewalt kommt auch psychische Gewalt vor. Psychische Gewalt führt aber nicht zwangsläufig zu physischer Gewalt. Die am häufigsten vorkommenden Fälle von körperlicher Gewalt sind Stoßen, Schütteln und Schlagen. Bei der psychischen Gewalt sind Beschimpfen und Beleidigen vorrangig, die z.T. eine systematische Erniedrigung und ein Gefühl der Schwäche beim beschimpften Partner hervorrufen sollen.
Weibliche Opfer
Hellfeld-Untersuchungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen einen signifikanten Männerüberhang bei den Tätern sowie einen signifikanten Frauenüberhang bei den Opfern. Diese Asymmetrie kann zu einem Teil durch das unterschiedliche Anzeigeverhalten von männlichen und weiblichen Gewaltopfern erklärt werden; öffentliche Stellen gehen bei der Planung der Gewaltprävention und Opferschutz von einer in der Gesamtbevölkerung ebenfalls existierenden Asymmetrie aus.
Einige Studien (ca. 10 %), die zumeist auf der CTS-Methode basieren, gehen von einer Gleichverteilung der Geschlechter bei weniger graviererenden Formen häuslicher Gewalt aus, die ca. 97 % der Fälle ausmachen. So sieht der deutsche Kriminologe Michael Bock die Neigung zur häuslichen Gewalt nicht als geschlechtsspezifisches Phänomen.[7] Zu beachten ist, dass die verschiedenen Interpretationen dieser Frage häufig von politischen Motiven gefärbt sind.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik schlüsselt nicht nach häuslicher und außerhäuslicher Gewalt auf. Bei Gewaltdelikten allgemein führt sie 2004 unter den Tatverdächtigen 87 % Männer auf, unter den Opfern aber nur 38 % Frauen.
Laut einigen Studien sollen in deutschsprachigen Ländern etwa 20 % aller in heterosexuellen Paarbeziehungen lebenden Frauen innerhalb einer Partnerschaft körperliche und oder sexuelle Gewalt erlitten haben. Werde auch die psychische Gewalt mit einbezogen, könne man davon ausgehen, dass rund 40 % aller heterosexuellen Frauen Gewalterfahrungen in einer Partnerschaft gemacht haben.
Nach einer britischen Studie betragen die Folgekosten der häuslichen Gewalt weltweit 40,2 Milliarden Dollar jährlich. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) benennt die Gewalt gegen Frauen und Mädchen als weltweit eines der größten Gesundheitsprobleme.